Feedback als Geschenk: Anregungen zum Feedback geben und nehmen


Wer kennt das nicht? Im wöchentlichen Teammeeting ist die Stimmung angespannt. Wieder einmal, seit Wochen schon. Wir diskutieren seit mehr als einer halben Stunde über ein fachliches Thema und kommen zu keinem Ergebnis. Täglich grüßt das Murmeltier. Energieraubend. Zum Haare ausraufen. Im Eifer des Gefechts verhärten sich die Gesprächspositionen und wir kommen zu keinem Ergebnis. Worum geht es eigentlich gerade wirklich, frage ich mich? Das Meeting ist vorbei und alle stürmen schlecht gelaunt aus dem Raum. In der Kaffeeküche passiert dann das, was ich so oft im meinem beruflichen Alltag schon beobachtet habe. Es wird hitzig übereinander, aber nicht miteinander geredet. Wir scheuen den Konflikt, wenn wir dem anderen etwas sagen, was er eventuell nicht gut finden könnte und kommen zu keiner Lösung.

Es gibt in den meisten Unternehmen keine gut ausgeprägte Feedback- Kommunikations- und Streitkultur. Über Emotionen und Bedürfnisse spricht man nicht. Man schweigt oder redet über andere Themen – bis das Fass zum Überlaufen voll ist und es knallt. Dann wird es oft schon schwieriger. Menschen sind in mehr und mehr Lebensbereichen mit schnellen und stetigen Veränderungen konfrontiert, der Druck steigt und es kommt schnell zu Missverständnissen. Konflikte verhärten sich. Mit einer guten Feedback- und Gesprächskultur können wir diesen Herausforderungen vorbeugen. Feedback hilft uns selbst und unser Selbstbild zu reflektieren, Verhaltensweisen zu überdenken und blinde Flecken zu entdecken. Auch in Teams ist eine gute Feedbackkultur essentiell. Je selbstverständlicher man über Verhaltensweisen und eigene Wünsche und Bedürfnisse spricht und auch einmal etwas unbequemes ansprichst, um so schneller räumt man Hürden und Blockaden aus dem Weg. Teams können bessere Ergebnisse erzielen und miteinander lernen. Feedback stärkt das Vertrauen ineinander und führt zu einem sichereren Umgang miteinander.

Was verstehen wir unter Feedback?

Ich habe in den letzten Wochen mit unterschiedlichen Menschen dazu gesprochen, um mir ein besseres Bild davon zu machen, was wir darunter verstehen. Ein Kollege meinte, Feedback sei, wenn man dem anderen einmal sagen könnte, was einen alles die ganze Zeit an ihm stört. Also seinem Frust über endlich einmal Luft machen können. In einem Team wurde diskutiert, dass wir oft Feedback bekommen, das eigentlich per Definition kein Feedback, sondern eine Kritik oder eher ein Vorwurf unter dem Deckmantel eines Feedbacks sei. Kein Wunder also, dass die Frage „Kann ich dir Feedback geben?“ eher zu einer Blockade bei unserem Gegenüber führt und wir das Schlimmste befürchten.

Im Gespräch mit meinem Mann, der aus Brasilien kommt, meinte er ganz überrascht: „Ich verstehe überhaupt nicht, was an Feedback negativ sein soll. Ich bin für jedes Feedback dankbar. Feedback ist ein Geschenk, an dem man wachsen kann!“ So gibt es je nach unseren Erfahrungen ganz unterschiedliche Vorstellungen, was Feedback ist und wie es gelebt wird.

Feedback bedeutet, dass wir anderen eine Rückmeldungen zu unseren Beobachtungen und Interpretationen geben. Wir sprechen darüber, wie wir den anderen sehen und machen damit eine Aussage über uns und unsere Wahrnehmung. Wir geben und nehmen Feedback und können so gemeinsam voneinander lernen. Das hält uns flexibel und lässt uns mit den kontinuierlich Veränderungen wachsen.

Was können wir beachten, damit Feedback geben sich angenehm für beide Seiten gestaltet?

Tipps: Hier ein paar Anregungen, zum Feedback geben und nehmen:

Feedback geben

  • Mache ein Angebot
    Frage nach, ob dein Gegenüber dein Feedback überhaupt möchte.
  • Schaffe einen guten Rahmen für dein Feedback
    Zwischen Tür und Angel, mal eben beim Vorbeigehen dem Kollegen Anregungen geben? Hier fehlt die Ruhe und eine vertrauliche Umgebung zu schaffen und um ins Gespräch zu kommen. Ein gemeinsames Mittagessen oder ein kurzer Spaziergang können hier eine gute Idee sein.
  • Beziehe dich auf das Verhalten einer Person, nicht auf die Persönlichkeit
    Pauschale Aussagen wie „Ich finde Dich zu unflexibel“ oder ein Vorwurf wie „Du hast doch eh keine Lust“ führen meistens dazu, dass unser Gegenüber in einer abwehrende Haltung geht und sich angegriffen fühlt. Mit konkrete Beispielen, die sich auf bestimmte Verhaltensweisen beziehen kommt man besser ins Gespräch.
  • Spreche in ICH-Botschaften
    Spreche darüber, wie du die Situation wahrnimmst, dich damit fühlst. Beim Feedback geht es um deine Beobachtungen, Gefühle und Bedürfnisse.
  • Zeige Auswirkungen und mögliche Lösungen auf
    Mache Dein Gegenüber auf die Auswirkungen seines Verhaltens aufmerksam, wie es dir damit geht und was du dir in Zukunft von ihm wünschst.
  • Ins Gespräch kommen
    Öffne Raum für ein Gespräch nach deinem Feedback.

Feedback annehmen

  • Bitte um Feedback
    Du hast immer die Möglichkeit, andere Menschen um ein Feedback zu bitten. Dies hilft dir, um Rückmeldungen zu bekommen, wie andere dich und dein Verhalten sehen.
  • Höre zu
    Lass Dein Gegenüber aussprechen und seine Beobachtungen schildern. Höre dabei gut zu, um wirklich zu verstehen, was er dir sagen möchte.
  • Verteidige dich nicht
    Das was der andere sagt, bleibt immer seine Wahrnehmung der Dinge. Du darfst selbst entscheiden, was davon du für dich annehmen möchtest und was du aus dem Feedback lernst.
  • Frage nach
    Falls du etwas nicht richtig verstanden hast, frage nach oder bitte um Beispiele, falls es für dich nicht greifbar ist
  • Bedanke Dich
    Bedanke dich für das Feedback.

Hier habe ich noch ein paar Methoden zum Thema Feedback gesammelt, die ich gerne nutze:

Feedback Methoden für die Arbeit mit Teams

  • Die Methode NAIKAN: ist in seinem Ursprung eine Methode zur individuellen Selbsterfahrung und Selbstentwicklung. Boris Gloger, Pionier und Innovator von SCRUM schreibt in seinem Blog, wie man diesen Prozess der Selbstreflexion auf das Team überträgt und worauf man achten sollte. Ich habe diese Methode mehrfach mit Teams ausprobiert und bin begeistert über die Ergebnisse.
  • Ressourcen Tratsch: Mal nur Gutes über die Kollegen reden: Tratsch und Klatsch einfach einmal im nächsten Team Meeting zum Positiven Nutzen. Wie das geht, erklärt Coach und Organisationsentwicklerin Petra Alexandra Buhl in ihrem Blog.
  • Feedforward statt Feedback: Feedforward wird in einem Artikel von Marshall Goldsmith beschrieben und richtet den Blick auf eine positive Zukunft. Es geht darum, dass man einer anderen Person eine Empfehlung oder Idee für die Zukunft gibt, die eine Verhaltensänderung anregt. Ich habe Feedforward bereits mit Teams ausprobiert sowie in Einzelgesprächen und mir gefällt der lösungsorientierte Ansatz sehr gut. Tipps, wie ihr es umsetzen könnt, findet ihr hier.

Achtsame Kommunikation für Gespräche

  • 4-Schritte der Gewaltfreien Kommunikation nach Rosenberg: Die Kommunikationsexpertin Angela Dietz erklärt in dem Blog Zeit zu leben wie man die 4-Schritte der Gewaltfreien Kommunikation anwendet, was gewaltfreie Kommunikation ist und wie man durch sie Beziehungen besser gestaltet.

Ich wünsche dir viel Spaß beim Feedback nehmen und geben!

Welche Erfahrungen hast du mit dem Thema Feedback gemacht? Welche Methoden kennst und nutzt du beim Feedback geben?

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